Demant, Anna Auguste Luise 1 2 3

Geburtsname Demant, Anna Auguste Luise
Geschlecht weiblich
Alter beim Tod 63 Jahre, 7 Monate, 7 Tage

Ereignisse

Ereignis Datum Ort Beschreibung Notizen Quellen
Geburt 1. Oktober 1881 Gumbinnen (russ. Gussew)  
 
Taufe 1881 Gumbinnen (russ. Gussew) ev. ref.
 
Beruf     Oberstudienrätin am Hindenburg-Oberlyzeum, Deutschordenstraße, Rastenburg
Ereignis Notiz

Sie arbeitete am Hindenburg-Oberlyzeum in Rastenburg, Deutschordenstraße, ihre Fächer waren Deutsch und Geschichte, ledig.

Sie war von 1938 bis 1945 die Direktorin des Hindenburg-Oberlyzeum.

 
Tod 8. Mai 1945 Polowina (Polowinka/Ural) In einem russischen Dorf im Mittel-Ural (Internierungslager)
 

Eltern

Beziehung zur Hauptperson Name Beziehung innerhalb dieser Familie (wenn nicht durch Geburt)
Vater Demant, Wilhelm
Mutter Schinz, Auguste Karoline
         Demant, Anna Auguste Luise
    Schwester     Demant, Gertrud
    Schwester     Demant, Emmi Emma Pauline Elisabeth
    Schwester     Demant, Meta
    Schwester     Demant, Emma
    Schwester     Demant, Ida
    Bruder     Demant, Ernst
    Schwester     Demant, Maria

Medien

Erzählend

Oberstudienrätin Anna Demant, die beliebte "O" (O für Oberstudienrätin), war von 1938 bis 1945 die Direktorin des Hindenburg-Oberlyzeums.

 

 

Erzählend

1909 - 1911 Hofdame am Zarenhof in St. Petersburg. Lehrerin für die vier Zarentöchter in Englisch, Französisch, Deutsch und europäische Literatur.

Was werden die Russen mit alten Frau schon antun?!

Ein Bericht über das Schicksal der Studienrätin Demant

Die "O" Studienrätin Demant war bei den Schülerinnen sehr beliebt. Eine ehemalige Schülerin schrieb: "Viele von uns haben dieser herausragenden Pädagogin einen Denkstein in ihrem Herzen gesetzt. Bei etlichen politischen Ereignissen der nächsten Jahre (1933/34) fragten wir: "Was ist da los, was ist geschehen?" Die Antwort: "Kinder, denken müßt ihr alleine!"
Frau Dr. Gudrun Blümel, geb. Siebert, fand unter den Papieren ihrer 1974 verstorbenen Mutter einen Bericht von Frau Kalb an Frau Küßner (1949). Sie schreibt uns: "Als ich in Bd. 5,8, S. 499 das Foto von meinem Vater, Studiendirektor Friedrich Siebert, und der "O", Studienrätin Demant sah, freute ich mich und war erstaunt, daß nach 60 Jahren die Erinnerungen noch so wach sind. Unsere Familie war mit Frau Demant sehr verbunden. Meine Mutter erzählte, bevor sie selber am 21./23 Januar 1945 auf die Flucht ging, hätte sie Frau Demant aufgefordert mit ihr zu gehen. Da hätte Frau Demant, die das alte Rußland kennen und lieben gelernt hatte, geantwortet: "Was werden die Russen mit alten Frauen schon tun ?!"
Frau M. Kalb (damals 21b, Oberrahmede, Kr. Altena/Westf., den 17.9.1949) schrieb:
"Sehr geehrte Frau Küssner!
Ich lernte Frau Demant erst im Waggon näher kennen, als wir mit weiteren Frauen nach Rußland von Calvaria (Litauen) aus verladen wurden. Ich habe Frau Demant als eine sehr wertvollen Menschen kennen und achten gelernt. Während wir 41 Frauen in einem Waggon waren und die meisten von ihnen immer zu klagen und zu stöhnen hatten, blieb Frau Demant ausgeglichen freundlich, stets Rücksicht nehmend auf jedermann. Sie selbst hatte nichts weiter bei sich als das, was sie auf dem Leib trug, nicht einmal einen Pelz, sondern nur einen schwarzen Wintermantel. Wir haben auf der dreiwöchigen Fahrt nach dem Ural nur kalte Kost bekommen in Form von getrocknetem Brot, stark gesalzenem Sauerkohl, mal einen Teelöffel Zucker, einmal auch ein daumenlanges und dünnes Stückchen Speck. Zum Trinken bekamen wir Wasser oder auch nur Schnee in den Waggon gereicht, den wir uns dann auf dem kleinen Kanonenofen schmelzen mußten oder auch mal zum Kochen bekamen, wenn uns genügend Brennmaterial in den Waggon gereicht worden war. Wir Frauen durften nicht ein einziges Mal den Waggon während der ganzen Fahrt verlassen, nur ein paar junge Mädchen durften Wasser oder Schnee holen. Unsere Notdurft mußten wir alle im Waggon verrichten, wo es eine Vorrichtung gab, die äußerst primitiv angebracht war. Seien Sie mir nicht böse, wenn ich nicht näher auf Einzelheiten von der Fahrt eingehe; ich kann es heute nicht mehr. Ich möchte nicht wieder all das Schwere aufrühren.
Außer Frau Demant waren auch noch Frau Kaufmann, Bruno Wagner und Frau Bloess in meinem Waggon. Frau Wagner ist im Mai 1945 in unserem ersten Lager verstorben. Frau Bloess war zwar sehr elend geworden, aber dennoch soll sie noch am Leben sein ... Am 1. März 1945 wurden wir in Polowina, einem russischen Dorf im Mittel-Ural, ausgeladen und mußten vom Bahnhof bis zum Dorf einen Fußmarsch von zwei Stunden durch kniehohen Schnee machen. Im Lager angekommen, wurden wir entlaust und durften in der Sauna uns nach drei Wochen wieder einmal gründlich waschen. Dann bezogen wir ein behelfsmäßiges Lager und von dort nach etwa 10 Tagen ein größeres Lager.
Wir Frauen lagen alle in einem großen Raum. Frau Demant hatte sich mit einer Gutsbesitzerin aus dem Kreis Königsberg angefreundet und einer Verwandten von Viehändler Schweiger aus Rastenburg; außerdem lag nebenbei auf derselben Pritsche Frau Bloess. Wir hatte nichts als die kahlen Holzpritschen und bedeckten uns mit unseren Mänteln. Die Verpflegung war verheerend, nur Wassersuppe. Entsetzlich war die Fischsuppe, worin die Fische abgekocht worden waren, nur noch Gräten schwammen drin. Das Brot war kaum zu genießen; fast alle Frauen haben es sich auf dem primitiven Ofen in der Baracke geröstet. Während wir jüngeren Frauen dann nach zehn Tagen schon raus mußten in die Kohlengruben, blieben die älteren Frauen in der Baracke zurück, um die Baracke, den Hof, die Latrinen und die Kaserne der ruß. Soldaten zu reinigen.
Frau Demant war wohl auch zu Schwach, um solche Arbeiten zu verrichten, denn sie lag auf der Seite, wo man die Kranken und Schwachen aussortiert hatte. Sie war stets geduldig, bescheiden und hat nie geklagt. ... War eine von den Frauen in der Baracke gestorben, dann hat Frau Demant am Abend eine kurze Andacht für die Tote gehalten. Jemand besaß noch ein Gesangbuch, und aus dem hat Frau Demant uns ein Lied angesagt und anschließend ein kurzes Gebet gesprochen. Diese Augenblicke waren immer sehr feierlich und herzbewegend. ... Die beiden Freundinnen starben kurz hintereinander. Für beide hat Frau Demant eine kurze, herzliche Andacht gehalten, und alle waren wir tief ergriffen von ihrem Mitgefühl und ihrer Liebe zu den Nächsten.
Kurze Zeit darauf konnte Frau Demant nicht mehr von ihrem Lager aufstehen. ... An einem Morgen, ehe ich zur Arbeitsstelle ging, war ich noch an ihrem Lager, sie kannte mich aber nicht mehr. Ich wußte, daß ich sie abends nicht mehr sehen würde. Und so ist sie dann, ohne das volle Bewußtsein noch einmal erlangt zu haben, im Laufe des Tages verstorben. Wo man die Leichen damals hingetragen hat, konnte ich nicht erfahren, denn beerdigen konnte man die Verstorbenen nicht, weil überall meterhoch Schnee lag. ...
Von ihren russischen Sprachkenntnissen hat Frau Demant kaum Gebrauch gemacht, denn wir hatten Dolmetscherinnen genug, vor allem waren es die russischen Mädchen, die in deutscher Gefangenschaft bis 1945 in Metgethen bei Königsberg/Pr. waren und die für oder gegen uns sprachen. Sie können sich ja denken, daß wir Frauen dort nur zu gehorchen hatten. Wehe derjenigen, die es wagte, den Anordnungen zu widersprechen.
Bitte lassen Sie mich hier mein Schreiben beenden, denn ich möchte und kann nicht mehr weiterschreiben. Zuviel habe ich in den zwei Jahren russischer Gefangenschaft durchgemacht. Es regt mich heute noch furchtbar auf, wenn ich daran zurückdenke. ...
Mit heimatlichem Gruß, Frau Martha Kalb." (K 585).

 

 

Ahnentafel

  1. Demant, Wilhelm
    1. Schinz, Auguste Karoline
      1. Demant, Anna Auguste Luise
      2. Demant, Maria
      3. Demant, Gertrud
      4. Demant, Emma
      5. Demant, Ida
      6. Demant, Emmi Emma Pauline Elisabeth
      7. Demant, Meta
      8. Demant, Ernst

Vorfahren

Ereignisreferenzen

  1. Familienstammbuch Heinz Kiaulehn
  2. Auszug aus der Familienchronik Loyal
  3. BBF | Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung